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Im Zeichen der Wissenschaft

Universität Innsbruck, Generalsanierung Technische Fakultät

Zum Vorzeigeprojekt der österreichischen Bundesimmobilien Gesellschaft (BIG) wurde der generalsanierte Innsbrucker Uni-Campus für Architektur und Ingenieurwesen. Mit Fokus auf Energieeffizienz erhielten die Bauten von 1969 neue Identitäten. Das zentrale Hochhaus erreichte einen reduzierten Energiebedarf von bis zu 85 % und wurde als zweitbest saniertes Bürogebäude Österreichs klassifiziert.  

Auf Basis des gewonnenen EU-weiten Wettbewerbs wurden wir beauftragt, die in die Jahre gekommenen Fakultätsgebäude für Architektur und Technische Wissenschaften von 1969 durch Generalsanierung und Umbau zu modernisieren. Neben architektonischen Aufgaben waren die haustechnische Bestandssanierung (thermisch, elektro-, brandschutz- und fluchtwegtechnisch) der Haupt- und Nebengebäude beider Fakultäten sowie neue technische Lösungen gefordert.

Neue Identitäten für zwei ungleiche Geschwister
Unser integrales Konzept erlaubte es, den beiden ursprünglich ähnlichen Gebäuden je nach Nutzerschaft eigene Identitäten zu geben und die notwendigen Maßnahmen für Nachhaltigkeit damit auch differenziert anzuwenden. So vermittelt der markante „Turm“ der Bauingenieur:innen mit seiner klaren, bündig-geschlossenen Silhouette „Präzision“ und „Innovation“. Das Architekturgebäude hingegen adressiert mit seiner „spielerisch-offenen“ Glasfassade den kreativen Diskurs und erlaubt großzügig tiefe Einblicke. Trotz dieser gestalterischen Gegensätze bildet das Duo ein stimmiges Ensemble und lotet, jedes auf seine Weise, das technische Potenzial für energieeffiziente Gebäudeplanung optimal aus.

Sonnenbrille für „Architekturwerkstätte“
Der unterschiedliche gestalterische Zugang zeigt sich bereits an der Fassade. Beide Gebäude ermöglichten innovative Maßnahmen für Energieeffizienz. Die Doppelfassade des viergeschossigen, loftartig-verspielten Kubus des Architekturgebäudes erhielt vertikale, fächerartig auf einem begehbaren, lichtleitenden Balkonvorsprung angeordnete Glaselemente. Diese erzeugen eine changierende zweischalige Fassadenoberfläche mit ungestörten Sichtbeziehungen zur alpinen Landschaft. Sie können jedoch noch viel mehr: Getragen durch horizontal verlaufende, schmale Stahlprofile, trotzt diese Technik den starken lokalen Stürmen. Sie lässt sich leicht warten und ermöglicht automatische Nachtkühlung, während die sonnenschutzbeschichteten raumhohen Scheiben Blendung und Überwärmung vermeiden und das Tageslicht in die große Raumtiefe lenken. Auch im Inneren des Gebäudes dominiert Glas – im Wechselspiel mit Eiche am Boden. Transparente Großraumbüros strukturieren modulhaft die Büro- und Seminarbereiche und verfügen über variable Gestaltungsmöglichkeiten, sodass alle 2,5 Meter schnell zusätzlich individuelle Räume eingerichtet werden können.

Fassadenansicht des Universitätsgebäudes in Innsbruck.
Paul Ohnmacht, Head of Design at ATP architekten ingenieure.  Title Tag:  plain  ATP architekten ingenieure – Paul Ohnmacht, Head of Design

Die vorgesetzten schrägen Glaselemente erzeugen eine changierende Fassadenoberfläche mit einem –  je nach Betrachtung – unterschiedlichen Erscheinungsbild. Elegant zurückhaltend, trägt der Institutsbau nun die Dynamik des künstlerischen Innenlebens maximal nach außen.

Paul Ohnmacht

Architekt, Head of Design in Innsbruck

„Low-Tech und Frischluft” im Hochhaus
Der generalsanierte Bauingenieurs-Turm, der in der Flugsicherheitszone des Innsbrucker Flughafens steht, fungiert mit seiner präzisen Silhouette als Landmark des gesamten Areals. Er zeichnet sich unter anderem durch den maßgeblich reduzierten Energiebedarf von bis zu 85 % aus. Die architektonische Neugestaltung folgt der Maxime „Offenheit und Transparenz im Inneren“ sowie „Low-Tech und Innovation“ nach außen. Unser Konzept beinhaltet zudem eine Reihe von Maßnahmen für maximale Energieeffizienz. Das lebenszyklusorientierte Haustechnikkonzept ermöglicht ein sehr dichtes, kompaktes Low-Tech-Gebäude, das größtenteils natürlich belüftet ist und laut der EnerPHit-Anforderung „Sanierung Passivhausstandard“ erreicht. Eine Besonderheit ist das vollautomatisierte Lüftungssystem mittels eigens entwickelter, föhnsicherer Senkklappfenster in der Fassade des Turms. Diese sind öffen- und beschatt- sowie über die Gebäudeleittechnik ansteuerbar und sorgen für automatische Kühlung der Innenräume.

Hans Kotek, Gesamtprojektleiter und Head Architect bei ATP architekten ingenieure in Innsbruck

Als Architekten und Ingenieure, die mit dieser komplexen Aufgabe beauftragt waren, freuen wir uns über das TQB-Zertifikat der ÖGNB. Es ist eine der wichtigsten österreichischen Benchmarks für höchste energetische und ökologische Qualitäten.

Hans Kotek

Architekt, Gesamtprojektleiter in Innsbruck

Um die hohe Qualität in puncto nachhaltiger Gestaltung sowie Energieeffizienz zu erreichen, war ein perfektes Zusammenspiel von Architektur, Tragwerksplanung und Technischer Gebäudeausrüstung im Integralen Planungsprozess von ATP nötig. Das interdisziplinäre Projektteam verstärkte sich schon in den frühen Planungsphasen mit Expert:innen für Lebenszykluskostenanalysen, energetische Simulation und technische Machbarkeitsanalysen. 
Die von ATP generalsanierten Fakultäten für Architektur und Technische Wissenschaften der Innsbrucker Universität ist eines von zwei Demonstrationsobjekten der „BIGMODERN“, einer Modernisierungsinitiative des Bauherrn Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H. (BIG). Es wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Energy Globe Tirol 2016, dem TQB- (Total Quality Building) Zertifikat und dem klima:aktiv-Standard Gold. Im April 2016 erhielten die Fakultäten für Architektur und Technische Wissenschaften den Preis „Innovatives Gebäude 2016“ an der TU Wien. Im September 2016 kürte das österreichische Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) das Hochhaus der Technik zum europaweit richtungsweisenden „Haus der Zukunft-Demonstrationsprojekt“. Im Juli 2017 wurde das Vorzeigegebäude für den „Österreichischen Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit“ nominiert und mit einer „Besonderen Anerkennung” gewürdigt.

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