Design Thinking
Iteratives Entwerfen – die Secret Power unserer integralen D+R-Studios
Design-Thinking, ein ursprünglich aus der Produktentwicklung und dem Innovationsmanagement bekannter Ansatz, ist fixer Teil im Entwurfsprozess unserer Design & Research Studios. Diese Methode nutzt Teamgeist für Innovation und Effizienz, um gemeinsam die sinnvollste Lösung für komplexe Aufgaben zu finden.
Vier Jahre nach Gründung ist ATP in Hamburg von einem 2-Mann Start-up-Team zu einem starken integralen Planungsbüro nach ATP-Standard mit über 60 Mitarbeitenden gewachsen. Bereits in unseren Anfängen nahmen wir ambitioniert an großen und hochkomplexen Architektur-Wettbewerben teil und planten erfolgreich Konzepte für Laborgebäude, Büro-Headquarters und Bestandsumnutzungen. Als noch kleines und junges Team mit überschaubaren Ressourcen standen wir dabei vor großen Herausforderungen – eine Situation, die unsere Bürokultur nachhaltig geprägt hat.
Da wir fachlich auf die Expertise und Unterstützung unserer Kolleg:innen im großen ATP-Netzwerk zählen konnten, wählten wir einen eigenen Weg abseits des Entwurfsprozesses im Meisteratelier, um von der Dynamik unseres agilen Teams maximal zu profitieren. Unsere D+R Gruppe erklärte sich zu einem Hub für innovative Ideen, zur „architektonischen Schmiede“, wo vieles hinterfragt wird und wo Gedanken fliegen können.
Mit der höchsten Entwurfsqualität stets im Auge war uns dabei das zeit- und ressourcenraubende Risiko von möglichen Irr- und Umwegen voll bewusst. Daher wählten wir mit „Design-Thinking” eine besonders stringente Vorgangsweise. Dieses „Ideen-Sieb“ für den besten Entwurf ist ein systematischer Prozess der Problemlösung, der uns dabei hilft, unsere Gedanken schneller zu ordnen und zu noch besseren Ergebnissen zu kommen.
Der größte Unterschied zum „klassischen“ Entwerfen liegt darin, dass der Weg zu einer Lösung nicht linear ist, sondern von iterativen Zyklen bestimmt wird. Dies ermöglicht uns ein kontinuierliches Weiterentwickeln von Ideen, die in mehreren Zyklen optimiert oder auch wieder verworfen werden.
Alexander Montero
Architekt, Head of Design in Hamburg
Stringenz der Methodik
Design-Thinking verspricht praxisnahe und menschenorientierte Lösungen, die im iterativen Prozess erarbeitet werden. Um diese Methode zu lernen, haben wir unseren Entwurfsprozess visualisiert und in Workshops gemeinsam mit dem gesamten Team durchschritten, analysiert, hinterfragt und neu definiert. Der Entwurfsprozess beginnt wie üblich nicht mit einer klaren Aufgabendefinition. Deshalb müssen wir iterativ arbeiten: Zyklen, in denen systematisch Entwurfsideen getestet, wieder verworfen oder optimiert werden, können sowohl für den großen Maßstab als auch für Teilbereiche ablaufen. So sehen wir, ob das Entwurfskonzept funktioniert. Wir überprüfen unsere Vorgangsweise und Ergebnisse kontinuierlich anhand des Workshop-Outputs. Neben der Effizienz dieser Methodik ist der schöne Effekt von Design Thinking, dass das gesamte Team die Früchte des Prozesses wachsen sieht und dass die Kreativität jedes/jeder einzelnen in das Ergebnis fließen kann.
Die Stärke der Design-Thinking-Methode ist, dass sie uns hilft, das Potenzial jedes Teammitglieds auszuschöpfen und Lösungen zu erarbeiten, die aus einer individualistischen Herangehensweise nicht unbedingt hätten entstehen können.
Albert Achammer
Architekt ETH, Partner, Geschäftsführer in Hamburg
Learnings als Chance
Die Integrale Planung von ATP architekten ingenieure ist der architektonischen Exzellenz und der funktionalen Perfektion verpflichtet. Dies gilt im Prinzip auch für die ganz frühen Entstehungsphasen eines Entwurfs, doch hier nehmen wir uns zusätzlich Zeit, auch das Unkonventionelle zuzulassen. So betrachten wir im Design-Thinking Hindernisse nicht als „Steine im Weg“, sondern integrieren sie in unseren Diskurs und sehen sie als Chance für Innovation. Wenn wir beispielsweise einen Wettbewerb verlieren, nutzen wir die dabei gewonnenen Lerneffekte und schauen uns genau an, was wir anders oder besser machen hätten können. Das ist die letzte, aber enorm wichtige, iterative Schleife im Design-Thinking-Prozess. Sie zeigt uns, was bei einem Konzept noch gefehlt hat oder welche Potentiale wir nicht erkannt haben. Im Austausch mit unseren Kolleg:innen in anderen Städten können wir so nicht nur Erfahrungen austauschen sondern auch ATP-spezifische Entwurfshaltungen weiterentwickeln und schärfen. Diese gelebte Fehlerkultur ist uns sehr wichtig.
Flexibilität im Entwurf
Insbesondere für ATP ist in meinen Augen Design-Thinking der zeitgemäße Weg zum erfolgreichen Entwurf – aus mehreren Gründen: Die Methodik funktioniert nicht top-down, sondern basiert auf dem Talent und dem Engagement jeden Teammitgliedes. Da wir bei ATP durch die Bank interdisziplinär und auf Augenhöhe entwerfen und planen, ist das Potential für unseren internen Wissenszuwachs enorm. Nicht umsonst bezeichnen wir unser Netzwerk von 1700+ Architekt:innen und Ingenieur:innen als „Lernende Organisation”. Design-Thinking ist transparent nachvollziehbar und lässt uns Entscheidungen gemeinsam treffen. Die iterative Vorgangsweise hilft uns zudem dabei, auf geränderte Anforderungen, die häufig auf uns zukommen, rasch und kompetent zu reagieren. Innovation ist hier sozusagen vorprogrammiert.
Ideenfeuerwerk „out of the box”
Wenn wir Design-Thinking im Entwurfsprozess anwenden, öffnen wir die Tür für ganz freies Denken. Damit stellen wir erste Weichen für Innovation und Nachhaltigkeit. Im Jahr 2023 nahmen wir beispielsweise am Wettbewerb für das neue Mobility Hub Elbinseln teil. Hier soll ein multifunktionales Projekt auf einem kompakten, innerstädtischen Grundstück entstehen, das sowohl einen Umsteigebahnhof der Hamburger Hochbahn, einen Busbetriebshof für die Elektro-Mobilitätswende und diverse gewerbliche und Nahversorgungs-Nutzungen umfassen. Wir entwickelten eine für diese Nutzungsmischung ambitionierte architektonische Antwort, bei der wir neuartige Gebäudetypologien für einen maximalen Mehrwert des Komplexes zu Gunsten der Bewohner:innen einsetzten. Damit gewannen wir den 2. Platz.
A propos Mehrwert. Hier haben wir in Hamburg, aber auch in ganz Norddeutschland großes Potenzial, um mit Design Thinking innovative Lösungen zu entwickeln. Die spezifischen Herausforderungen der Region, wie etwa der Umgang mit Bestandsgebäuden, Mobilität, erneuerbarer Energie oder der Gestaltung inklusiver öffentlicher Räume brauchen iterative Intelligenz und freies Denken, um die Komplexität der Themen aufzubrechen – im Verein mit Kompetenz und Wille zur Kooperation.
Wir erleben zunehmend komplexe Aufgabenstellungen und sind mit unterschiedlichsten Anforderungen konfrontiert, denen die Entwürfe gerecht werden müssen. Design-Thinking hilft dabei, Komplexität zu reduzieren und Vielfalt zukünftig erfolgreich zu meistern.
Andrea Seegers
Architekt, Managing Director in Hamburg
Gedankenfreiheit versus Stringenz
Die intrinsisch verankerte Meritokratie im Design-Thinking, also das Bevorzugen der besten Talente, wird oft als ideale Basis für die Entwurfsstärke eines Teams betrachtet. Bei ATP Hamburg sehen wir das differenziert. Um erfolgreich zu sein, muss diese Methode unbedingt so lange wie nötig strikt beibehalten werden. Die Haltung der Projektleitung ist dabei essentiell, denn ihre Aufgabe ist es, die Qualität der Entwurfsgedanken, die gemeinsam im Team erarbeitet werden, zu erkennen und dennoch zuzulassen, dass alle als gleichberechtigt betrachtet in den Entwurfsprozess einfließen und an objektiven Parametern gemessen werden. Nur diejenigen, die zur Anforderung am besten passen, werden schließlich für maßgeschneiderte Lösungen weiter verfolgt.
Die Erfahrung hat uns auch gezeigt, dass Projekte, in denen wir iterativ mit unseren Kund:innen sprechen (auch über die technischen Lösungen), die besten Ergebnisse erzielen.
Lars Schwertner
Ingenieur, Geschäftsführer in Hamburg
Um Design Thinking langfristig in unserem Design & Research Studio zu implementieren und nicht wieder in alte lineare Strukturen zurückzufallen, mussten wir den offenen Diskurs und die gegenseitige Wertschätzung für alle Beteiligten sicherstellen. Wir üben dies täglich, auch am ATP-Campus, unserem Weiterbildungshub, der mit seinen großzügigen und offenen Kommunikationszonen einen idealen Raum für ein kreatives Miteinander bietet. Hier können wir unsere Ideen prototypisch testen, weiterverfolgen und verwerfen. Zukünftig wird auch die Künstliche Intelligenz bei Design Thinking ein Thema werden. Noch nutzen wir sie lediglich zur Beschleunigung einzelner Prozesse und als Inspirationsquelle. Es bleibt jedenfalls spannend zu erleben, wie wir KI noch weiter in unseren Arbeitsalltag einbauen können, wie viel sie von unseren Tätigkeiten übernehmen könnte und worauf wir unsere dadurch neu gewonnene Zeit fokussieren werden.