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Architektur als Impulsgeber

Mit digitaler Integraler Planung in eine nachhaltige Zukunft

08.07.2022, Lesezeit: 3 Minuten
Horst Reiner, Geschäftsführer von ATP architekten ingenieure in Wien

Horst Reiner

Partner und Geschäftsführer

ATP Wien

It’s all about climate: Klimawandel, Umweltschutz und die Zukunftsfähigkeiten von Gebäuden sind derzeit die maßgebenden Themen der Baubranche. Mit dem ATP Green Deal wollen wir gemeinsam mit unseren Auftraggeber:innen die gebaute Umwelt verbessern.

Auch die Baubranche kann heute und auch in Zukunft nicht am derzeit alles bestimmenden Thema Nachhaltigkeit vorbei. Gebäude fungieren dabei als entscheidende CO₂-Treiber und -Verursacher, sowohl in der Errichtung als auch im Betrieb und bei der „Entsorgung“. Bei ATP architekten ingenieure haben wir daher im vergangenen Jahr den sogenannten ATP Green Deal ins Leben gerufen. In dessen Rahmen wollen wir gemeinsam mit unseren Auftraggeber:innen klimafreundliche Gebäude planen und bauen. Damit sehen wir uns als wichtige Impulsgeber für eine nachhaltige Zukunft.

Der Betrieb eines Gebäudes verursacht – direkt und indirekt – rund 40 Prozent des gesamten lokalen CO₂-Ausstoßes.

Ursache für den enormen CO₂-Ausstoß ist nicht nur der Betrieb im engeren Sinne. Faktoren wie die Lage und der damit einhergehende Verkehr sind mindestens ebenso entscheidend. Es stellt sich also nicht nur die Frage „Wie konzipiere ich ein Gebäude?“. Wir überlegen schon vorher: „Wo platziere ich es am besten?“.

Dem „Bestand“ kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Das hat viel mit Flexibilität und auch mit Nachnutzung zu tun. Auch den Rückbau muss man schon von Beginn an mitbedenken und mitplanen. Nicht zu vergessen: Jedes Gebäudes gehört ab dem Moment seiner Fertigstellung zum Bestand. Und diesen gilt es immer wieder zu hinterfragen und optimal zu nutzen.

Das sinnvollste Gebäude ist jenes, das man gar nicht erst baut, weil man es durch andere Maßnahmen ersetzt hat.

Die effizientesten Gebäude, die wir in Wien kennen, sind die Gründerzeitbauten. 90 Prozent unserer Stadt bestehen aus diesen Gebäuden, die zwischen 1850 und 1900 zur Stadterweiterung gebaut wurden. Sie werden nicht zuletzt dank ihrer Volumetrie und Standardisierung seit über hundert Jahren unterschiedlich genutzt. Das ist echte Effizienz. Auch thermisch sind sie durchaus gut, da sie aus Ziegelwänden bestehen. Und meist lassen sie sich sogar auch dahingehend weiter optimieren.
Im Gegensatz zu den Gründerzeitbauten sind Industrie- oder Wohngebäude aus der Nachkriegszeit aufgrund ihrer rigiden Struktur und der bautechnischen Qualität nur schwer „umzunutzen“. Wenn also nur ein zumindest teilweiser Abriss bzw. eine Neuerrichtung bleibt, dann ist die CO₂-Bilanz natürlich sehr schlecht.

Wo soll es in Zukunft hingehen?
Der römische Architekt Vitruv hat vor über 2.000 Jahren Thesen aufgestellt, die auch heute noch Gültigkeit haben. Das Gebäude muss drei Spezifika in sich vereinen: Venustas – Schönheit, Utilitas – Gebrauchsfähigkeit und Firmitas – Standfestigkeit. Das ist im Grunde unverändert geblieben. Schönheit geht mit dem Design Hand in Hand; Flexibilität gehört zur Funktion bzw. Gebrauchsfähigkeit; und die Standfestigkeit bedeutet nicht nur, dass Gebäude statisch stehen müssen, sondern auch viele Jahre überdauern sollen. Diese Thesen haben noch immer Gültigkeit.

Was sich aber verändert hat ist die Art wie wir heute planen. Bei ATP haben wir im Jahr 2008 – als Vorreiter in Österreich – mit der Digitalisierung der Planung begonnen. Mit „Building Information Modeling“ (kurz BIM) zeichnen wir heute keine zwei- oder dreidimensionalen Pläne, sondern modellieren einen digitalen Zwilling des Gebäudes aus Elementen. In der Praxis bedeutet das: Klickt man ein Element im digitalen Modell an, bekommt man alle Informationen angezeigt: Wer hat das Element produziert, wann wurde es eingebaut, wie viel hat es gekostet, wann ist eine Wartung fällig etc. Jedes eingesetzte Teil hat eine Geschichte und diese Geschichte bildet das Modell ab. Das geht aber nicht nur bei Bauelementen, sondern auch bei allen technischen Anlagen, wie Lüftungsgeräten, Trafos oder Leuchtelementen.

Ich komme aus der Generation der „klassischen“ Planzeichner und durfte diese Entwicklung selbst miterleben. Dennoch oder gerade deshalb empfinde ich es manchmal als erstaunlich, was heute alles möglich ist. In der digitale Integrale Planung sehe ich ein enormes Potential. Für eine nachhaltige Zukunft!

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