https://atp.directus.app/assets/2e0c2aea-252f-41e7-9892-03af439a0997.jpg

Gedankenspiel aus Lego

Modulbau als nachhaltige Lösung

15.06.2022, Lesezeit: 2 Minuten

Bei Herstellung und Verbau von mineralischen Baumaterialien entstehen Unmengen an CO₂-Emissionen. Nicht bei der Modulbauweise: Ein hoher Vorfertigungsgrad ist emissionsarm, ressourcenschonend und kreislauffähig. Die Angst vor langweiligen Schuhschachteln ist dabei völlig unbegründet – Modulbau bedeutet nicht, dass bei der Planung auf gestalterische Freiheit verzichtet werden muss!

1,5° Celsius. Das ist jener Temperaturanstieg, der im Pariser Abkommen als Zielwert festgelegt wurde, um eine unumkehrbare Klimaveränderung gerade noch verhindern zu können. Die Bauwirtschaft trägt momentan noch massiv zur Drohkulisse eines Verfehlens dieses Ziels bei. Weil wir über die letzten Jahre in erster Linie Lösungen für nur einen bestimmten Teil der baurelevanten Emissionen gesucht und gefunden haben: die roten Emissionen. Im Wesentlichen ist das der gesamte Bereich der Betriebsenergie eines Gebäudes – den haben wir einigermaßen im Griff. Doch wie steht es um die grauen Emissionen, also jene Energie, die in den Baustoffen steckt? Dazu muss man sich verdeutlichen, welcher Energieaufwand, welche Menge an Emissionen bei der Herstellung und beim Verbau von mineralischen Baumaterialien, in erster Linie Stahlbeton und Ziegel, anfallen. In Industrienationen trägt die Immobilienwirtschaft zwischen 34 und 38 % zu den Gesamtemissionen bei, davon fallen ca. 70 % graue Emissionen an.

Acht Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen gehen allein auf die Zementproduktion zurück.

Michael Haugeneder

Geschäftsleiter

ATP sustain

Lösungsansätze?
Die Planung muss dringend völlig neu gedacht werden! Daran führt kein Weg vorbei. Ingenieur:innen der Technischen Gebäudeausrüstung könnten dabei wie schon bei den roten Emissionen eine Schlüsselrolle einnehmen. Indem sie Architekt:innen und Tragwerksplaner:innen den Weg in dieses Neuland weisen. Warum? Weil sie es sind, die bereits Erfahrung mit industrieller Vorfertigung haben. Niemand im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung plant heute selbst eine generische Wärmepumpe. Alle greifen dabei auf eine industrielle, produktspezifische Lösung zurück. Warum also nicht auf dieselbe Art und Weise vorgefertigte High-tech-Decken bestellen? Module, die durch qualifiziertes Personal nach Wünschen der Architektur von der Industrie bereitgestellt werden. Verschwendungsfrei. Recyclingfähig. Im Kreislauf geführt. Und im besten Fall noch aus Holz ausgefertigt. Ich plädiere für eine Forcierung des (hybriden) Holzbaus und damit einhergehend für Modulbauweise. Holzbau, weil Holz die einzige nachwachsende natürliche Ressource ist, die wir in Europa haben. Holz ist auch, entgegen der weitverbreiteten Meinung in der Bauwirtschaft, hygienisch absolut unbedenklich und eben nicht so „brandgefährlich“ wie man meinen möchte. Das zeigt eines unserer jüngsten Projekte, das wir hinsichtlich Bauphysik und Nachhaltigkeit begleiten durften: ein temporäres Ausweichkrankenhaus, ein Holzhybridbau, der allerhöchsten Hygiene- und Brandschutzanforderungen genügt.

Darstellung der nachhaltigen Modulbauweise von ATP architekten ingenieure im Projekt Am Bichl.
Die vorgefertigen Holz-Bauteile werden vor Ort zusammengesetzt (Wettbewerbsentwurf Am Bichl III, Igls, AT). © ATP architekten ingenieure

Wir benötigen herstellerunabhängige, frei kombinierbare Verbindungen für Decken, Fassaden usw. wie beim LEGO, damit nachhaltiger Modulbau funktionieren kann.

 

Michael Haugeneder

Geschäftsleiter

ATP sustain

Vorgefertigte Baumodule sind austauschbar, recycelbar, rückbaubar und damit kreislauffähig. Und modulare Bauweise funktioniert dann am besten, wenn integral geplant wird. Wenn Architekt:innen und Ingenieur:innen von Beginn an am Projekt gemeinsam arbeiten, wenn niemand alleine „vor(bei)überlegt“. Ein weiterer wesentlicher Erfolgsfaktor im Bereich der Implementierung neuer und innovativer Lösungen in den Bauprozess, wie eben die Modulbauweise, ist Building Information Modeling. In diesem integralen Zusammenspiel können Architekt:innen von TGA-Ingenieur:innen profitieren, die mit dem Konzept einer hohen Vorfertigung bereits vertraut sind, ohne dabei auf ihre gestalterische Freiheit verzichten zu müssen. Die Angst vor nichtssagenden Schuhschachtel-Gebäuden ist in dem Zusammenhang nämlich unbegründet. Das ambitionierte 1,5 °-Celsius-Ziel zu erreichen wird uns nicht zurück in die Höhle treiben. Aber einen bewussteren Umgang mit unseren Errungenschaften müssen wir, zum Wohle aller, in Kauf nehmen. Der ATP Green Deal weist uns den Weg dorthin!

rontansicht der geplanten Gebäude im Projekt Am Bichl, entworfen von ATP architekten ingenieure in nachhaltiger Modulbauweise.
Modulbau als Hebel für Nachhaltigkeit (Wettbewerbsentwurf Am Bichl III, Igls, AT) © ATP architekten ingenieure

Weitere spannende Themen

Bleiben wir auch in den Sozialen Medien in Kontakt!