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Eine gemeinsame Sache

Warum nachhaltige Gebäudekonzepte Gemeinschaftsaufgabe sind

11.10.2023, Lesezeit: 4 Minuten
Bauingenieur Harald Stieber war Geschäftsführer bei ATP Hamburg.

Harald Stieber

Geschäftsführer

ATP Frankfurt

Die EU-Taxonomie hat im Bausektor vieles verändert. Heute treten unsere Auftraggebenden selbst mit dem Wunsch an uns heran, für sie ein nachhaltiges Gebäude zu planen. Das war nicht immer so und zeigt somit eine positive Entwicklung: Denn Nachhaltigkeit ist eine gemeinsame Sache.

Stichwort „Nachhaltigkeit“: Derzeit in aller Munde und deshalb ein oft inflationär gebrauchter Begriff. Nicht so im Immobiliensektor. Denn hier bedeutet das ganz konkret: Bis 2050 fordert die EU-Taxonomie einen CO₂-freien Immobilienbestand. Eine unglaubliche Herausforderung für die gesamte Baubranche. In letzter Zeit ist auffällig, dass sich einiges im Sektor verändert, vor allem in der Wahrnehmung der Auftraggebenden. Für uns als Integrales Planungsbüro, das mit der Etablierung eines eigenen ATP Green Deals als maßgeblicher Treiber der Energie- und Rohstoffwende auftritt und europaweit klimaneutrale Gebäude plant, ist diese Veränderung fast eine Erleichterung. Denn immer mehr wird das Planen von nachhaltigen Gebäuden zu dem, was es eigentlich sein sollte: eine Gemeinschaftsaufgabe. Aber das war nicht immer so.

Wer sich das Dogma Nachhaltigkeit bis dato nur auf die Homepage geschrieben hat, hat spätestens 2050 ein ziemlich großes Problem.

Nachhaltigkeit ist die klügere Option
Noch vor einigen Jahren wurden wir Architekt:innen und Ingenieur:innen fast belächelt und als „Ökomenschen“ schubladisiert, wenn wir unseren Auftraggebenden nachhaltige Gebäudelösungen vorgestellt haben. Es erforderte zuweilen einige Überzeugungsarbeit, nicht nur den ökonomischen Gewinn durch integral geplante Gebäude, sondern auch den notwendigen ökologischen vor Augen zu führen. Die EU-Taxonomie hat der nachhaltigen Gebäudeplanung vielleicht etwas die Ideologie genommen, aber gleichzeitig zum konkreten Plan gemacht. Heute wissen alle Akteur:innen in der Immobilienbranche, dass CO₂-neutrales Bauen nicht nur unseren Planeten schützt (auch wenn das per se schon ein sehr schlagendes Argument ist), sondern auch wirtschaftlich gedacht die klügere Option ist. Schließlich sollte ein heute gebautes Haus auch nach dem Jahr 2050 bestehen.

Entscheidungen gegen nachhaltige Konzepte könnten Auftraggebende teuer zu stehen kommen. Man denke an verpflichtende Sanierungsmaßnahmen, damit der Bestand den zukünftig greifenden Richtlinien entspricht. Natürlich kann es vorkommen, dass einzelne Entscheidungen in der Planung zugunsten der Umwelt für die Auftraggebenden bedeuten, dass zunächst mehr Geld investiert werden muss, aber die sehr hohe Wahrscheinlichkeit einer verpflichtenden Sanierung oder im schlimmsten Fall eines Abrisses wird erheblich reduziert. An den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes und darüber hinauszudenken (zum Beispiel durch die Wahl von recyclingfähigen Materialien), ist inzwischen im Gespräch mit unseren Auftraggebenden zum Standard geworden. Generell merken wir, dass unsere Beratungsleistung als Architektur- und Ingenieurbüro hinsichtlich des EU Green Deals inzwischen als Mehrwert anerkannt, geschätzt und vor allem gerne genutzt wird.

Unser Vorteil ist, dass wir unsere Nachhaltigkeitsberatung bereits in einer extrem frühen Projektphase starten. Als in Europa führendes Büro für Integrale Planung mit BIM können wir Auftraggebende über den gesamten Planungs- und Bauprozess begleiten.

Gemeinsam zur besten Lösung
Unsere durch Building Information Modeling (BIM) unterstützte Integrale Planung ermöglicht es uns, den Auftraggebenden mögliche Lösungen inklusive einer „Idealvariante” quasi digital auf dem Tablett zu servieren. Letztere ist eine Leistung von uns, die wir nicht in Rechnung stellen, aber die sich bewährt hat. Denn „seeing is believing“, und das können wir bieten. Das Prinzip ist einfach, aber effektiv. Wir erstellen ein Projekt nach den spezifischen Vorgaben der Auftraggebenden, erfüllen also erstmal die an uns gestellte Aufgabe optimal. Parallel dazu erstellen wir stets eine Idealvariante des Projekts in Bezug auf ökologische Nachhaltigkeit, damit unsere Kund:innen leicht erkennen können, welche Entscheidungen maßgeblich den CO₂-Footprint minimieren. Auch wenn schlussendlich eine Mischform der beiden Planungsentwürfe gewählt wird, stellen wir laufend fest, dass die Idealvariante fast immer im Endprodukt vertreten ist – auf die eine oder andere Weise.

Unsere BIM-unterstützte Integrale Planungsarbeit macht somit sichtbar, welche umsetzbaren Möglichkeiten es hinsichtlich Nachhaltigkeit überhaupt gibt. Die Erfahrung zeigt, dass letztlich fast alle Beteiligten daran interessiert sind, zur CO₂-Reduktion beizutragen. Wir ziehen also gemeinsam an einem Strang für die beste Lösung. Unser Vorteil als Integraler Planer ist, dass wir diese Nachhaltigkeitsberatung durch die Planung in BIM in einer extrem frühen Projektphase starten und über den gesamten Planungs- und Bauprozess begleiten können. Dadurch sind wir in der Lage, jederzeit Potenziale und umsetzbare Lösungen aufzuzeigen und für den Auftraggebenden – auch hinsichtlich der Kosten – sichtbar zu machen. Und das sieht man auch an unseren Gebäuden.

Der Mehrwert von nachhaltigen Gebäuden
Auch wenn immer mehr Auftraggebende dezidiert für die Planung von CO₂-freien Gebäuden an uns herantreten, sind die Gründe dafür oft unterschiedlich: Die einen streben bestimmte Nachhaltigkeits-Standards bzw. -Zertifizierungen an, die anderen möchten längerfristig gesehen ökonomische Vorteile genießen und anderen geht es vielleicht generell um die Finanzierung des Gebäudes. Denn CO₂-neutrale Bauten werden inzwischen im Finanzsektor besser bewertet, weil das Risiko einer Wertminderung sinkt.

Es gibt aber immer mehr Projekte, in denen generell gesellschaftliche Faktoren, also ESG-Ziele ausdrücklich erwünscht sind. Solche Projekte sind für uns als Planer:innen besonders interessant, denn hier zeigt sich, welche sozialen Auswirkungen ein Gebäude haben kann. Gerade im Rahmen von Städtebauprojekten profitieren wir sehr von einem gemeinsamen, interdisziplinären Zugang, weil dabei unterschiedliche Zukunftsszenarien durchgespielt werden. Wenn zum Beispiel ein heute wichtiger Bedarf in Zukunft nicht mehr gebraucht wird, stellen wir uns als Planer:innen gemeinsam mit unseren Kund:innen die Frage: „Wie können wir diesen Raum nutzen bzw. umnutzen? Und wie können wir die besten Voraussetzungen dafür bereits jetzt in die Planung integrieren?“ Wir können auf jeden Fall erkennen, dass unser ATP-Claim „Wir wollen die Welt mit unseren Gebäuden besser machen“ immer mehr von unseren Auftraggebenden aufgenommen wird – und genau so wird das Planen von nachhaltigen Gebäuden zur gemeinsamen Sache.

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