Durch gesunde Räume Kosten sparen
Schadstoffarmes Bauen
Nachhaltige Lebens- und Arbeitsräume kommen nicht nur uns Menschen und der Umwelt zugute, sie haben auch einen positiven Einfluss auf die Lebenszykluskosten eines Gebäudes. Es lohnt sich also doppelt, Baumaterialien hinsichtlich möglicher Schadstoffe unter die Lupe zu nehmen!
Mein Schlüsselerlebnis zu schadstoffarmem Bauen hatte ich in Australien, als ich dort gemeinsam mit Freund:innen ein kleines Lehmhaus an einem See gebaut habe. Wir haben die Lehmziegel selbst geformt und zum Trocknen in die australische Sonne gelegt. Für das gesamte Haus kamen wir mit so wenig Materialien aus. Das hat mich fasziniert. Als es dann fertig war, war es außerdem so überraschend kühl und angenehm im Vergleich zu konventionellen Gebäuden – mein Interesse war entfacht. Seither zählt das schadstoffarme Bauen neben dem CO₂-armen Bauen und der Kreislaufwirtschaft zu meinen primären Forschungsbereichen – und die drei Bereiche ergänzen sich wunderbar. So müssen beispielsweise Anforderungen an die Schadstoffarmut von Produkten gegeben sein, um Produkte wiederverwenden zu können oder in ein hochwertiges Recycling zu überführen. All diese Fragestellungen sind sehr eng mit anderen Planungsdisziplinen wie Architektur, Bauphysik oder Tragwerksplanung verknüpft. Um effiziente Lösungen zu finden, ist die die integrale Planung – die wir hier bei ATP leben – unumgänglich. Es fasziniert mich zu sehen, dass es für fast alle Produkte eine schadstoffarme Alternative gibt, die wir in unserem Planungsalltag präferieren sollten.
Es mag für manche vielleicht überraschend sein, aber wir verbringen 90 % unserer Zeit in Innenräumen. Die Innenraumluft kann unter Umständen 5-mal stärker verschmutzt sein als die Außenluft – wobei Kinderzimmer häufig die am stärksten betroffene Räume sind. (siehe z. B. The disturbing facts about the indoor generation)
Eine Studie in diesem Kontext ergab, dass nur 13 % der Befragten wissen, worauf sie bei wohngesunden Produkten, Möbeln, Materialien achten müssen (siehe: Umfrage Gesundes Wohnen 2021). Daraus ergibt sich für uns Planer:innen bei ATP ein großer Beratungsbedarf in diesem Fachbereich, um unsere Innenräume in Zukunft gesünder zu gestalten.
Studien belegen, dass 90 % der Betriebskosten von Bürogebäuden auf die Kosten für die Mitarbeiter:innen zurückzuführen sind. Wenn wir mit unseren Gebäuden Gesunde Lebens- und Arbeitsräume gestalten, haben wir darauf einen direkten Einfluss. Das Sick-Building-Syndrom ist ein Krankheitsbild, das in den letzten Jahren immer häufiger auftaucht und direkte Auswirkungen auf die Krankheits- und Fehltage von Mitarbeiter:innen hat. Dieses Krankheitsbild kann sich in vielfältigen Symptomen – Reizungen der Augen-, Nasen- und Rachenschleimhaut, Müdigkeit, Kopfschmerzen, verringerte Leistungsfähigkeit, Schlafstörungen, etc. – äußern und kann, je nach Sensibilität der Person auf Schadstoffe, schon bei sehr geringen Dosen auftreten.
Bei einem Forschungsprojekt haben wir dieses Thema unter dem Lebenszykluskosten-Fokus untersucht. Der Aspekt Gesundheit/Fehltage wurde unter dem Begriff „Co-Benefits“ von nachhaltigen Gebäuden behandelt. Dabei kam heraus, dass die Amortisationszeit eines energieeffizienten Gebäudes von 20 auf 10 Jahre verkürzt werden kann.
Fazit
Mit schadstoffarmen Materialien können wir nachhaltiger planen, weilwir damit die Gesundheit der Menschen schützen, die diese Materialien herstellen und/oder verarbeiten sowie jener, die am Ende in den Gebäuden wohnen und arbeiten. Ganz nebenbei schützen wir damit auch den Boden, die Luft, Grund- und Oberflächenwasser sowie Flora und Fauna – eine Win-Win-Situation für alles Leben auf der Erde.