
Sanierung als Zukunftsmodell
Vienna Green Hub – Vom veralteten Bestandsbau zum klimaneutralen Vorzeigeprojekt
Das Bürogebäude des Europäischen Patentamts in Wien wurde im Zuge seiner Revitalisierung zu einem hochmodernen „Green Hub“ mit höchsten Ansprüchen an Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Energieeffizienz umgestaltet. Mit der BREEAM-Zertifizierung „Outstanding“ strebt das Gebäude die höchstmögliche Bewertung für nachhaltige Gebäude an.
Als das Europäische Patentamt in Wien die Zukunft seines veralteten Bürogebäudes aus den 1970er-Jahren neu dachte, standen drei Optionen zur Wahl: Sanierung, Ersatzneubau oder ein kompletter Neubau. ATP Wien, ATP sustain und redserve waren mit der Untersuchung der verschiedenen Szenarien beauftrag. Das Ergebnis war eindeutig: Die nachhaltigste, wirtschaftlich sinnvollste und auch kulturell wertvollste Lösung war nicht ein spektakulärer Neubau, sondern die behutsame und intelligente Sanierung.
Ein entscheidender Faktor war der deutlich geringere CO₂-Fußabdruck im Vergleich zu einem Neubau. Durch die Weiternutzung des bestehenden Rohbaus konnten die materialbedingten Emissionen um rund 60 % reduziert und wertvolle Ressourcen geschont werden – ein starkes Argument für die nachhaltige Sanierung
Jakob Schulz
Energy & Sustainability Expert bei ATP sustain
Nachhaltige Transformation eines Bestandsbaus
Das Ziel der Generalsanierung war anspruchsvoll: ein über den gesamten Lebenszyklus CO2-neutrales, modernes und lichtdurchflutetes Bürogebäude, das auf seine Umgebung reagiert und den Grünraum ins Gebäudeinnere holt. Auf jedem Geschoss ist ein naturräumlicher Bezug erlebbar, sei es zur Parkanlage des Belvederes, dem Botanischen Garten, der Gartenanlage des Salesianerinnenklosters oder den gärtnerisch gestalteten Außenanlagen am Grundstück des Vienna Green Hub.
Neben der funktionalen Neugestaltung im Einklang mit den Anforderungen des Nutzers galt es, das Gebäude insbesondere hinsichtlich Tragwerk, Brandschutz, Sicherheitstechnik und Energieversorgung umfassend zu modernisieren. Dazu zählten etwa ein neues Stiegenhaus, die brandschutztechnische Trennung der Garage, die energetische Entkopplung des Gartenhauses, der Umstieg auf eine erneuerbare Wärmeversorgung sowie der Ausbau von Photovoltaikflächen.
Eine der größten technischen Errungenschaften: die Nachrüstung von Geothermie durch die bestehenden Garagengeschosse. Trotz der komplexen baulichen Voraussetzungen konnten wir diese effiziente Lösung erfolgreich umsetzen.
Zweites Leben für Bestandsbau
„Bestandsbauten bringen naturgemäß Überraschungen mit sich. So auch beim Patentamt“, erinnert sich Patrick Röggla von ATP Wien: Schon in der Planungsphase zeigte ein umfassendes Schad- und Störstoffgutachten, dass asbesthaltige Materialien – etwa in Verklebungen und Abdichtungen der Fassadenplatten – sorgfältig beseitigt werden mussten. Nach dem Rückbau der abgehängten Decken kamen zudem Deckenverformungen zum Vorschein. Besonders bemerkenswert war der Fund historischer Gewölbe unter dem Vorplatz, die wir in enger Abstimmung mit den Behörden behandelten.

Im Zuge des Bauprozesses konnten wir sicherstellen, dass ca. 90 % der Baurestmasse Recyclingprozessen zugeführt wurden. Die Möblierung aus dem Bestand wurde im Sinne von Re-Use größtenteils an Dritte weitergegeben – einzelne Stücke wie Tische, Sessel, Rollcontainer und eine Fahrradpumpe finden sich auch bei uns im ATP-sustain-Büro in Wien wieder!
Jakob Schulz
Energy & Sustainability Expert bei ATP sustain
Integrale Planung als Erfolgsfaktor
Die Generalsanierung schuf die Voraussetzungen zur Erreichung des Ziels des European Green Deal, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Auch das ambitionierte Vorhaben des EPA, bereits 2030 CO₂-neutral zu sein, wird durch die nachhaltige Gebäudetechnik maßgeblich unterstützt. Entscheidend für die Qualität dieses Projektes war unsere integrale, cloudbasierte Kommunikation im BIM-Modell – von der Planung über die Ausführungsphase bis zum Facility Management. Aktuell läuft der Zertifizierungsprozess für BREEAM „Outstanding“.
Am meisten beeindruckt hat mich die enge, integrale Zusammenarbeit aller bei ATP Wien und ATP sustain – vom Wettbewerb bis zum laufenden Inbetriebnahme-Management.
Patrick Röggla
Senior Engineer HKLS in Wien